Buchmalerei in Lorsch
Über 300 Lorscher Handschriften haben sich bis heute erhalten. Darunter befinden sich nicht wenige, die künstlerisch ausgestaltet sind. Vor dem Hintergrund der paläographischen Erkenntnisse lassen sich nach Matthias Exner drei Bereiche Lorscher Buchmalerei benennen:
- Mehrere Handschriften aus den ersten zwei bis drei Jahrzehnten des unter Abt Richbod (784-804) gegründeten Skriptoriums sind geschmückt mit Initialornamentik in angelsächsischem Stil.
- Eine, obgleich relativ geringe Rezeption des Buchschmucks des am Königshof Karls des Großen hergestellten „Lorscher Evangeliars” ist für das 9. Jh. zu erkennen.
- Im 11. Jh. rezipierte man in Lorscher Miniaturen und Initialen die Buchkunst eines im letzten Viertel des 10. Jh. in Trier wirkenden ottonischen Künstlers, des sogenannten Meisters des Registrum Gregorii.
Allen drei genannten Ausprägungen Lorscher Buchmalerei ist gemein, dass sie Anregungen von außen aufnehmen. Zu den beiden ersteren kommt hinzu, dass sie diese zwar in unterschiedlicher Qualität ausführen, ohne jedoch eine Entwicklung aufzuzeigen, die eine eigene Lorscher Schule erkennen lassen. Dies lässt auch immer wieder die aufgrund fehlender Vergleichsmöglichkeiten schwer zu beantwortende Frage aufkommen, ob die wenigen hochwertigen Zeugnisse aus karolingischer Zeit auf Mönche des Nazariusklosters oder auf nur zeitweise anwesende Künstler zurückzuführen sind. Zumindest die Anwesenheit Mainzer Miniatoren, die im 2. Viertel des 9. Jh. Kopien aus dem „Lorscher Evangeliar” anfertigten (München, BSB, Clm 4451, foll. 14v, 51v, 78v, 115v u. Paris, BNF, lat. 10437, foll. 16v, 62v, 93v, 138v), ist nicht unwahrscheinlich. Hingegen kann für das 11. Jh., insbesondere durch die Initialornamentik, eine eigenständige Malerschule zumindest vermutet werden. Deren Bestätigung und tiefere Erforschung von kunsthistorischer Seite steht allerdings noch aus.
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